Leseprobe

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Wie die Vorväter,
aber anders

Rebecca Erni arbeitet seit eineinhalb Jahren im Geschäft ihres Vaters Martin. Er selbst hat einst auch so angefangen – im Familienbetrieb, den sein Grossvater vor bald 100 Jahren als Gärtnerei gegründet hatte.

Es ist so eine Sache mit dem richtigen Zeitpunkt. Martin Erni wusste, dass er die Frage seiner Tochter eines Tages stellen würde. Und dann war da die langjährige Mitarbeiterin, die vor knapp zwei Jahren kündete. Rebecca Erni wiederum war klar gewesen, dass ihr Vater sie irgendwann fragen würde, ob sie nicht im Familienbetrieb einsteigen wolle. «Als er es tat, schien es mir zu früh», erzählt die Floristin. Doch nach reiflichen Überlegungen stellte sich heraus, dass es sich dabei eher um eine selbst gesetzte Hürde handelte, als um einen triftigen Grund. Erni wollte bei ihrem damaligen Arbeitgeber, wo sie eine Filiale führte, ihre Lernende noch fertig ausbilden. «Ich habe dann gemerkt, dass es mich dafür nicht zwingend braucht.» Sonst nämlich fühlte sich Rebecca Erni der Aufgabe gewachsen, die Stellvertreterin ihres Vaters im Blumenhaus Erni in Wettingen zu werden. Nach der Lehre bei Linder Blumen in Aarau hatte sie eine Saisonstelle im Engadin angetreten. Gerade mal 20-jährig baute sie als frische Berufsprüfungsabsolventin die Niederlassung von Linder Blumen in Gränichen auf und leitete diese knapp vier Jahre. Dabei habe sie enorm viel gelernt. So viel, dass sie kein Bedürfnis verspürte, noch in weiteren Betrieben Erfahrungen zu sammeln. Und so kam es, dass sie im Familienbetrieb anfing zu arbeiten.

Damit machte es Rebecca wie ihr Vater, der auch in seinen Zwanzigern in der damaligen Familiengärtnerei einstieg. Seine Lehr- und Wanderjahre hatte er da schon hinter sich – und seine Frau Sandra, die heute die Administration des Betriebs führt, während eines Sprachaufenthalts in Nizza kennengelernt. Martin Erni hatte gleich nach der Lehre zum Zierpflanzengärtner an der Gartenbauschule Oeschberg ein erstes Mail im elterlichen Betrieb gearbeitet, als er den Obergärtner vertrat.


Im Laden hat es stets eine Auswahl an fertigen Werkstücken – in verschiedenen Preisklassen.

Anschliessend hängte er noch die Ausbildung zum Floristen an. «Mir gefiel die kreative Arbeit», erzählt er und fügt mit einem Lachen hinzu, dass er für die Arbeit als Zierpflanzengärtner viel zu ungeduldig sei. «Da würde ich jetzt schon Geranien setzen, um sie dann irgendwann im Frühling zu verkaufen.»

Blumen aus dem Eigenanbau

Seinem Erstberuf ist er trotzdem treu geblieben. In der Floristik arbeitet er heute, wenn es ihn braucht – als Springer. Ein wichtiges Standbein des Blumenhauses sind die umliegenden Friedhöfe. Martin Erni und die beiden angestellten Gärtner pflegen rund 400 Gräber. Hinzu kommen Arbeiten in privaten Gärten und Liegenschaften im Innen- und Aussenbereich. Im Frühling werden auf den …

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